Wertschöpfungsketten

Modellhafte Wertschöpfungsketten

Von der Züchtung bis zur Fütterung und Lebensmittelverarbeitung durchläuft die Sojabohne verschiedene Stufen einer Wertschöpfungskette. Klicken Sie auf die einzelnen Elemente der Grafik, um mehr zu erfahren.

Im Rahmen des Projektes Sojanetzwerk werden zur Verbesserung der Verwertung von Soja in Deutschland drei modellhafte Wertschöpfungsketten konzipiert, bei denen vom Feld bis zum Futter oder Lebensmittel alle maßgebenden Stationen analysiert werden:

  1. Wertschöpfungskette ökologische Futtersoja (LVÖ)
  2. Wertschöpfungskette konventionelle, gentechnikfreie Futtersoja (LTZ, Kraichgau Raiffeisen Zentrum eG, ZG Raiffeisen Gruppe)
  3. Wertschöpfungskette Lebensmittelsoja (Taifun-Tofu GmbH)

In diesen modellhaften Ketten werden der Anbau, die Saatguterzeugung, die Erfassung, die Verarbeitung bis hin zur Verwendung als Futter- und Nahrungsmittel abgebildet, Erfolgsfaktoren herausgearbeitet und ein übertragbares Konzept für den Aufbau vergleichbarer Wertschöpfungsketten erstellt.

Züchtung

Ziel der Pflanzenzüchtung ist es, die Sojabohne immer besser an die Bedürfnisse der heimischen Landwirte, Verarbeiter und Verbraucher anzupassen. Wie bei allen Kulturarten werden dabei auch bei der Soja je nach Verwertungsrichtung bestimmte Zuchtziele verfolgt: Frühreife, Kornertrag, Proteinertrag, Kühletoleranz, rasche Jugendentwicklung, Standfestigkeit, Krankheitsresistenzen; für die Verfütterung ist die Aminosäurezusammensetzung wichtig, bei Sorten für die Herstellung von Tofu sollen neben gutem Geschmack eine hohe Tofuausbeute und Tofufestigkeit erreicht werden.

Bisher kommen beim Sojaanbau in Deutschland vor allem Sorten zum Einsatz, die in Kanada gezüchtet wurden und für die dortigen Verhältnisse angepasst sind. Es ist zu erwarten, dass eine Züchtung unter deutschen oder mitteleuropäischen Bedingungen noch bessere Sorten für die hiesigen Verhältnisse hervorbringen wird.
Mehr zur Sojazüchtung erfahren Sie hier.

Saatgutvermehrung

Saatgutvermehrung dient dazu, die Landwirte mit hochwertigem Saatgut zu versorgen. Landwirte können durch die Vermehrung von Sojabohnen für die Saatgutwirtschaft in der Regel höhere Erlöse erzielen als durch den Anbau von Futtersojabohnen. Heimische Vermehrung verringert zudem die Importabhängigkeit bei Sojasaatgut und hilft, die Gefahren von GVO-Verunreinigungen in der Produktion zu verringern.

Die Sojavermehrungsfläche in Deutschland ist (noch) relativ überschaubar. In Baden-Württemberg beispielsweise wurde im Jahr 2014 im Auftrag der ZG Raiffeisen eG auf insgesamt 125 ha Z-Saatgut (knapp 100 ha Sultana, 20 ha Solena und 7 ha Silvia PZO) produziert. Damit hat sich die Vermehrungsfläche der ZG Raiffeisen eG im Vergleich zu 2013 (rund 60 ha Sojabohnen) immerhin mehr als verdoppelt. 2015 wurde bereits auf knapp 350 ha in Bayern (davon v. a. in Unterfranken: 223 ha) und auf rund 180 ha in Baden-Württemberg Soja vermehrt.

Der Tofuhersteller Taifun ist seit 2005 Vermehrungsorganisation für Soja und bietet seinen VertragslandwirtenÖko-Saatgut aus eigener Vermehrung an. Im Jahr 2014 wurde im Auftrag von Taifun auf 100 ha Saatgut in Baden-Württemberg und Österreich vermehrt.

Die Vermehrung von Sojabohnen stellt hohe Ansprüche an die Vermehrungsbetriebe. Bei der amtlichen Feldanerkennung werden Homogenität, Abstandsregeln und Freiheit von kritischen Beikräutern geprüft. Im Erntegut schließlich werden neben der Keimfähigkeit auch Besatz und Sporen des Diaporte/Phomopis-Komplexes (Link) geprüft.

Anbieter von Saatgut finden Sie hier.

Anbau

Weltweit werden auf über 100 Mio. Hektar (ha) Sojabohnen mit einer Jahresproduktion von ca. 260 Mio. Tonnen angebaut. Ca. 75 – 80% aller Sojabohnen werden in Nord- und Südamerika erzeugt, führend sind die USA, Brasilien und Argentinien. Die Bedeutung des Anbaus von Sojabohnen in Deutschland war nach einer ersten subventionsbedingten Blüte Ende der 1980er fast 20 Jahre lang mit nur etwa 1000 ha Anbaufläche recht bescheiden. Nun wächst die Sojaanbaufläche in Deutschland Jahr für Jahr: 2012 wurden auf etwa 5000 ha Sojabohnen angebaut, 2013 rund 6500 ha und 2014 stieg die Soja-Anbaufläche auf insgesamt rund 10.000 ha bundesweit an; der Schwerpunkt des Anbaus liegt dabei in Süddeutschland.

Mehr zur Anbauwürdigkeit von Soja in Deutschland und zur Produktionstechnik finden Sie auf dieser Website unter der Rubrik „Anbau“, weiterführende Informationen zu Preisen und Deckungsbeiträgen unter der Rubrik „Markt“.

Erfassung und Lagerung

Eine Reihe von Unternehmen aus dem Lebensmittel- und Futtersektor übernimmt Sojabohnen von Landwirten. Eine Liste aller bekannten Ersterfasser in Deutschland finden Sie hier. Eine Kontaktaufnahme schon vor der Aussaat der Sojabohnen wird dringend empfohlen.

Ausführliche Informationen zur Lagerung von Sojabohnen finden Sie hier.

Zur Lagerung und Haltbarkeit von Sojafuttermitteln hat das FibL Deutschland Versuche durchgeführt. Die Ergebnisse finden Sie hier.

Reinigung und Aufbereitung

Wie bei der Ernte besteht auch bei der Reinigung von Sojabohnen eine Herausforderung darin, Bruch zu vermeiden. Besonders bei trockener Ware führen große Fallhöhen und ungeeignete Anlagen zu erheblichem Bruch und beschädigten Samenhüllen. Während dies bei Futterware nicht zwingend ein Problem darstellt, ist es im Konsumbereich und vor allem auch bei Saatgut in jedem Falle zu vermeiden. Mehr zur Reinigung von Sojabohnen erfahren Sie hier.

Sojabohnen, die zu Lebensmitteln wie Sojamilch oder Tofu verarbeitet werden sollen, müssen besondere Anforderungen erfüllen. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Vor der Verwendung als Futtermittel müssen Sojabohnen mit Hitze behandelt (getoastet oder extrudiert) werden, damit darin vorhandene antinutritive Substanzen, die die Verdaulichkeit beeinträchtigen (Trypsininhibitoren), inaktiviert werden. Dabei muss die Höhe der Temperatur und die Behandlungsdauer möglichst genau bemessen werden, um einerseits eine vollständige Ausschaltung der Inhibitoren zu erreichen, ohne dass es andererseits zu einer Denaturierung des Eiweißes kommt, was dessen Verdaulichkeit wieder verschlechtert. Dafür muss die Anlage genau auf die zu behandelnde Partie eingestellt werden, was ohne kontinuierliche Laboruntersuchungen kaum gelingen wird. Deshalb führt eine Behandlung in landwirtschaftlichen Trocknern meist nicht zum Ziel.

Mehr dazu erfahren Sie in den Rubriken

sowie auf der Website des Vereins „Donau Soja“:

Tierfütterung und Lebensmittelherstellung

Ca. 90 – 95% der weltweit produzierten Sojabohnen werden in der Tierfütterung eingesetzt, nur etwa 5 – 10% werden ohne Umweg über den Tiermagen direkt zu Lebensmitteln verarbeitet.

Verwendung als Lebensmittel

Traditionell werden Sojalebensmittel wie Tofu, Miso oder Natto vor allem in Asien verzehrt. Aber auch in der westlichen Welt haben sich inzwischen Sojamilch- und Tofuprodukte etabliert. Ihr Verzehr wurde durch gesellschaftliche Trends wie „bio“ und „gesunde Ernährung“ befördert. Für Lebensmittelsojabohnen werden regelmäßig höhere Preise gezahlt als für Futtersoja. Besonders für Ökobetriebe, die bereit sind, sich auf die besonderen Anforderungen von Lebensmittelherstellern einzustellen, kann der Sojaanbau finanziell besonders interessant sein. Die direkte Verarbeitung von Soja zu Lebensmitteln ist ökologisch sehr vorteilhaft. Sojalebensmittel wie z.B. Tofu verursachen pro Nahrungskalorie oder Proteinmenge einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck als tierische Produkte.

Mehr über Sojalebensmittel und Hersteller erfahren Sie hier.

Verwendung als Futtermittel

Sojabohnen eignen sich besonders wegen ihres hohen Proteingehalts sowie der sehr günstigen Aminosäurenzusammensetzung als Eiweißfuttermittel für Geflügel und Schweine. Sojabohnen werden als Proteinträger in der konventionellen Tierfütterung v.a. in Form von Sojaextraktionsschrot eingesetzt. Zusätzlich wird meist noch Sojaöl zugesetzt, um die Staubbildung durch die Futtermittel zu unterbinden und den gewünschten Energiegehalt zu erhalten. Die Verfütterung von vollfetten (also nicht extrahierten) Sojabohnen wird durch die Arbeit des Soja-Netzwerks gefördert.

Weitere Informationen finden Sie hier.

In der ökologischen Tierhaltung ist die Verwendung von Extraktionsschroten nicht erlaubt. Hier kommen vor allem Sojakuchen sowie in geringem Umfang vollfette Sojabohnen zum Einsatz. Die Versorgung mit hochwertigen Eiweißfuttermitteln ist für die ökologische Landwirtschaft von sehr großer Bedeutung. Die Sojabohne ist dabei aufgrund ihrer Aminosäurezusammensetzung besonders wertvoll, weil in der Öko-Landwirtschaft im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung keine synthetischen Aminosäuren ergänzt werden dürfen. Eine Steigerung des Öko-Sojaanbaus in Deutschland und damit der Verfügbarkeit von heimischen Eiweißfuttermitteln für die Öko-Tierhaltung wird angestrebt, da hiermit deutliche Vorteile bei der Sicherung der Produkt- und Prozessqualität entlang der Wertschöpfungskette sowie beim Umwelt- und Klimaschutz verbunden sind.

Autor: Projektteam Soja-Netzwerk