Impfung

Saatgutimpfung: Sorgfalt zahlt sich aus

Die großartige Leistungsfähigkeit der Sojapflanze hängt maßgeblich von der Symbiose mit N-fixierenden Knöllchenbakterien ab. Bradyrhizobium japonicum ist ein Rhizobienstamm, der mit keiner bei uns heimischen Pflanze in Symbiose steht und entsprechend in europäischen Böden nicht natürlich vorkommt. Eine sorgfältige Saatgutimpfung ist daher Voraussetzung für erfolgreichen Sojaanbau. Die Rhizobien können bei Soja bis zu 80% des N-Bedarfs decken. Nach wiederholtem Sojaanbau etablieren sie sich im Ackerboden, was sich in höheren Eiweißgehalten äußern kann. Trotzdem zahlt sich eine Impfung in aller Regel selbst nach langjährigem Anbau noch aus. Die Kosten  für den Impfstoff liegen bei 20-30 Euro/ha, hinzu kommt die Arbeit. Grundsätzlich gilt: Besser zu viel als zu wenig Impfmittel verwenden! Besonders bei Erstanbau verwenden erfahrene Praktiker die doppelte empfohlene Impfmittelmenge. Bei optimalen Keimbedingungen reicht sicher auch weniger; verzögert sich jedoch die Knöllchenbildung durch schlechte Witterungsverhältnisse, so macht sich eine erhöhte Impfmittelmenge bezahlt.

Drei Standard-Impfverfahren

  • Am geläufigsten ist in Deutschland die Kontaktimpfung. Dabei wird das Saatgut möglichst unmittelbar vor der Aussaat gründlich mit dem Impfmittel vermischt. Reine Torfpräparate (Biodoz, HiStick, LegumeFix) können von Hand direkt im Sätank oder in einer Bauwanne oder Frontladerschaufel vermischt werden. Bei Verwendung eines Torf-Impfstoffs mit Kleber (Force 48) wird in der Regel per Zwangsmischer gemischt. Der Kleber muss genug Zeit haben, am Saatgut anzutrocknen, damit er nicht in der Sämaschine zu Klumpenbildung kommt.  Häufig werden Betonmischer eingesetzt. Wesentlich schonender für das empfindliche Sojasaatgut ist ein Verfahren, bei dem das Saatgut mehrmals von Bigbag zu Bigbag umlaufen gelassen wird (siehe Fotos). Beide Verfahren funktionieren sehr gut, wenn die untenstehenden Anweisungen beherzigt werden. Allerdings ist besonders bei großen Flächen der Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen. Sehr effizient ist hingegen die Impfung mit der Sprühpistole, welche jedoch nur beim Einsatz flüssiger Präparate (LiquiFix, Rhizoliq, Turbosoy) in Frage kommt.
  • Am billigsten und am einfachsten ist die Fix-und-Fertig-Impfung. Dabei wird das Saatgut bereits vor der Auslieferung vom Vermehrer mit einem stark anhaftenden Impfmittel geimpft. Allerdings kommt es immer wieder zu erheblichen Qualitätsmängeln; bereits mehrfach waren ganze Saatgutpartien nicht gut geimpft, was zu herben Ertrags- und Qualitätseinbußen auf großen Sojaflächen geführt hat. Dadurch ist das Verfahren besonders beim Anbau von Hocheiweiß-Sorten für die Lebensmittelherstellung in Verruf geraten ist.Es wird dringend empfohlen, stets zur Aussaat zusätzlich nachzuimpfen.
  • Die Bodenimpfung hat sich in Frankreich im großflächigen Anbau bei Lohnunternehmern etabliert – allerdings meist in Kombination mit einer Kontaktimpfung. Bei der Bodenimpfung wird das Impfsubstrat direkt vor der Aussaat von Hand mit einem mitgelieferten Granulat vermengt und über einen Granulatstreuer, der auf der Sämaschine mitfährt, gleichmäßig in die Drillreihe gestreut. Statt gekauftem Granulat verwenden einige Landwirte auch mit gutem Erfolg einfachen Blähton. Bei deutlich verringertem Aufwand werden sehr gute Ergebnisse erzielt – wenn nicht unbemerkt Rohre vom Granulatstreuer verstopfen! Höchste Sicherheit bietet die Kombination von Kontakt- und Bodenimpfung.

Hersteller und Produkte

Es gibt etliche unterschiedliche Soja-Impfmittel am Markt, wobei sich die verwendeten Rhizobienstämme häufig nicht oder nur wenig unterscheiden. Trotzdem zeigen Feldversuche immer wieder, dass es große Qualitätsunterschiede gibt. Es sind nach wie vor Produkte am Markt, die in Versuchen stets sehr schlechte Ergebnisse zeitigen.  Neben den verbreiteten Torfpräparaten sind mittlerweile auch sehr gute flüssige Produkte erhältlich. Unsere Marktübersicht Impfmittel gibt einen aktuellen Überblick der verfügbaren Produkte.

Wichtige Hinweise zum Umgang mit Impfmittel

  • Impfung und Aussaat sollten parallel erfolgen. Nicht auf Vorrat impfen, denn die Wirkung nimmt bereits Stunden nach dem Mischen ab. Bei Force 48 und bei den neuen Flüssigimpfstoffen ermöglicht der Kleber eine Impfung bereits einen Tag vor der Saat – frischer ist aber immer besser.
  • Impfmittel und geimpftes Saatgut nicht über 25°C lagern. Je kühler desto besser. Vorsicht auch, wenn die gefüllte Sämaschine in der Sonne steht und sich erwärmt!
  • Impfmittel nicht direkter Sonnenstrahlung aussetzen. UV-Licht tötet die Knöllchenbakterien.
  • Vorsicht beim Einsatz von Lohn-Sämaschinen: Beizmittelreste können die am Korn anhaftenden Knöllchenbakterien schädigen!
  • Kurz nach der Impfung mit Kleber neigt das Saatgut zur Verklumpung. Deswegen ca. 20 min nach der Impfung das Saatgut nochmals händisch durchgehen und eventuelle Verklumpungen zerkleinern.
  • Bei Wasserzugabe kein gechlortes Leitungswasser einsetzen. In Deutschland wird vielerorts durch die Wasserwerke in kaum wahrnehmbaren Mengen gechlort. Unbedingt sicherstellen, dass das Wasser gänzlich chlorfrei ist!

Am LTZ in Baden-Württemberg werden von 2015-2017 auf drei Standorten diverse Impfmittel in einem Exaktversuch getestet. Es liegen bereits einige interessante Teilergebnisse vor.

Mitte Juni lässt sich der Knöllchenbesatz kontrollieren. Wie bei den bekannten Leguminosen auch zeugt eine blutrote Verfärbung der Knöllchen von einer aktiven N-Fixierung. Zur Kornfüllung im August endet die N-Fixierung, das Rot wird zu einem schmierigen Braun-Grün. Bio Forschung Austria hat ein praxistaugliches Boniturschema für Knöllchen bei Soja erstellt. Entscheidend sind am Ende jedoch Eiweißgehalt und Ertrag. Die Bonitierung ist insbesondere bei trockenem Boden relativ ungenau und sollte nur zur groben Kontrolle, nicht zur Bewertung unterschiedlicher Mittel durchgeführt werden.

Die LfL berichtet über sehr interessante und klare Versuchsergebnisse zum Thema Fix-und-Fertig-Impfung und zusätzliche N-Düngung bei Soja.

Autor: Fabian von Beesten, Taifun